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„Europa beginnt im Kleinen”: 90 Jahre gelebte Städtepartnerschaft mit Festakt auf Schloss Faber-Castell

Städtepartnerschaft
90 Jahre gelebte Städtepartnerschaft mit Festakt auf Schloss Faber-Castell.

Gäste aus vier Ländern, bewegende Reden, gelebte Freundschaft und jede Menge Emotionen: Mit einem festlichen Abend im historischen Ambiente des Schlosses Faber-Castell hat die Stadt Stein ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert – 90 Jahre kommunale Partnerschaften mit den Städten Guéret (Frankreich), Falkenstein im Vogtland (Sachsen), Puck (Polen) und seit Kurzem auch Makarska (Kroatien).

Das Besondere: Die Zahl 90 steht nicht für eine einzelne Partnerschaft, sondern für drei langjährige Verbindungen – jeweils 35 Jahre mit Guéret und Falkenstein sowie 20 Jahre mit Puck. Gemeinsam symbolisieren sie fast ein Jahrhundert gelebter europäischer Freundschaft, Völkerverständigung und Austausch.

Erster Bürgermeister Kurt Krömer eröffnete die Jubiläumsfeier mit einem eindrucksvollen Appell für Frieden und Demokratie: „Städtepartnerschaften sind keine Selbstverständlichkeit. Sie sind Ausdruck von gegenseitigem Respekt, von der Bereitschaft, einander zu begegnen und ein gemeinsames Europa zu leben.“ Angesichts aktueller geopolitischer Krisen betonte er die Bedeutung kommunaler Freundschaften als stabile Basis für ein friedliches Europa.

Der Partnerschaftsreferent des Stadtrats, Walter Nüßler, führte mit einem charmanten Vergleich durch den Abend: Im Gegensatz zu Miss Sophie aus dem Silvester-Klassiker „Dinner for One“ seien die Gäste in Stein lebendig – und die Freundschaften lebendiger denn je. Besonders hob er den trinationalen Jugendaustausch hervor, der jungen Menschen aus Stein, Guéret und Puck echte Begegnungen ermöglicht habe – getragen von Engagement, Herzblut und langjähriger Zusammenarbeit.

Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster, der in seiner Rede auch das 25-jährige Bestehen der Regionalpartnerschaft zwischen Mittelfranken und der Woiwodschaft Pommern würdigte, stellte klar: „Jede Städtepartnerschaft ist Friedensarbeit. Und gerade in Zeiten des Krieges in Europa wichtiger denn je.“ Auch Landrat Bernd Obst gratulierte zu dem Jubiläum.

Vier Städte – viele Geschichten

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Partnerstädte blickten jeweils auf die Entstehung und Entwicklung der Freundschaften zurück – mit bewegenden Anekdoten und viel Dankbarkeit.

Marie-Françoise Fournier aus Guéret sprach von der Verantwortung, die die Freundschaft zwischen Städten für kommende Generationen trage: „Freundschaft ist der goldene Faden, der das Herz der Welt verbindet.“ Ihre Rede war ein leidenschaftliches Plädoyer für kulturellen Austausch, Bildung und Menschlichkeit.

Aus Puck erinnerte Bürgermeisterin Hanna Pruchniewska an die ersten freien Wahlen in Polen vor 35 Jahren – ein Moment des Aufbruchs, der auch durch die Städtepartnerschaft mit Stein getragen wurde. „Wir haben uns dank euch schneller als Teil der europäischen Familie gefühlt“, betonte sie. Ihre Schilderungen gemeinsamer Aktivitäten – vom Kaschubentag bis zum Weihnachtsmarkt – zeigten, wie tief die Verbindung inzwischen gewachsen ist.

Der Vize-Marschall der Woiwodschaft Pommern, Leszek Bonna, hob die europäische Dimension der Partnerschaft zwischen Puck und Stein hervor: „Unsere Stärke liegt in der Vielfalt und der Fähigkeit, gemeinsam zu arbeiten.“

Marco Siegemund, Bürgermeister von Falkenstein, erinnerte an die Anfänge der innerdeutschen Partnerschaft kurz nach der Wiedervereinigung – eine Partnerschaft, die bis heute Bestand hat. Sein Kollege aus Stein, Kurt Krömer, bedankte sich für die symbolische „Weihnachtspyramide“ aus dem Vogtland, die alljährlich am Steiner Weihnachtsmarkt leuchtet.

Neue Freundschaften, bleibende Werte

Neben den etablierten Partnerschaften wurde an diesem Abend auch die jüngste Verbindung gewürdigt: die seit 2024 offiziell besiegelte Freundschaft mit Makarska in Kroatien. Zwar konnte Bürgermeister Dr. Zoran Paunović aus terminlichen Gründen nicht anreisen – seine Delegation war jedoch in Stein vertreten und wurde mit Applaus empfangen.

Der Festabend bot Raum für Erinnerungen und Auszeichnungen: Persönlichkeiten wie Arndt Rauchalles (Falkenstein), Michel Vergnier (Guéret) und Lilian Duront-Prudant (Guéret) sollten eigentlich geehrt werden, konnten jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Ihre Verdienste sollen zu einem späteren Zeitpunkt gewürdigt werden.

Ein Europa der Begegnungen

Ob bei Musik, Sport oder Kultur – in allen Reden wurde deutlich: Die Städtepartnerschaften der Stadt Stein sind mehr als bloße Unterschriften auf Papier. Sie leben durch persönliche Kontakte, durch Reisen, durch gemeinsame Projekte. Vom Palm Beach in Stein bis zur Seefischerwallfahrt in Puck, von Fußballturnieren in Guéret bis zu Musicals in Falkenstein – jede Begegnung schrieb ein weiteres Kapitel dieser besonderen Freundschaft.

So bleibt das Jubiläum nicht nur eine Rückschau, sondern auch ein Ausblick. Bürgermeister Krömer schloss seine Rede mit den Worten: „Lasst uns alles daransetzen, dass wir dieses freie und dennoch friedliche Europa auch in den nächsten Jahrzehnten genießen können.“