Faires Wirtschaften für mittelständische Betriebe: Großes Interesse beim Wirtschaftskreis in Stein

Der jüngste Wirtschaftskreis im Schloss Faber-Castell in Stein drehte sich um ein brandaktuelles Thema: Der faire Handel, der nicht nur für Verbraucher, sondern auch für Firmen immer wichtiger wird.
Wie man fairen Handel, wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung miteinander in Einklang bringen kann, sollte an diesem Abend aufgezeigt werden. Dass die Wirtschaftsförderung des Landkreises damit ins Schwarze getroffen hatte, zeigte sich schon an der enormen Teilnehmerzahl von rund 120 Gästen. Die Unternehmer aus dem Landkreis konnten sich bei dem Fachvortrag von Professor Matthias Fifka von der Friedrich-Alexander-Universität über „Strategisches und Werteorientiertes Management im Mittelstand“ Anregungen holen und bekamen praktische Tipps von Experten und Ausstellern. Landrat Matthias Dießl bezog sich auf das veränderte Konsumverhalten der Menschen, die immer mehr beim Kauf von Lebensmitteln und Kleidung darauf achten, dass die Waren fair gehandelt werden. Er betonte, dass er sich freue, dass der Landkreis Fürth der erste in der Metropolregion war, der die Zertifizierung „Fairer Landkreis“ bekam und mittlerweile fünf Gemeinden diese Zertifizierung haben. Professor Fifka ging als erstes der Frage auf den Grund, ob Fairness und Gewinn überhaupt zusammenpassen und wenn ja, wie Firmen davon profitieren können, wenn sie sich darauf einlassen. Denn „fair“ ist gesetzlich weder eindeutig geregelt noch definiert. Selbst die Regeln der Zertifizierungsstellen weichen groß voneinander ab und verunsichern dadurch zum Teil die Verbraucher. Zudem zeigt der Begriff „fair“ sehr große länder- und kulturspezifische Unterschiede. Ein deutlicher Ruck ging durch die ganze Welt, als 2013 das Rana-Plaza-Gebäude in Bangladesch zusammenstürzte, in dem sich Textilfabriken befanden. Sehr viele Menschen kamen dabei ums Leben, weil die Sicherheitsbedingungen unzureichend waren. Dieses Unglück löste einen Gesinnungswandel bei vielen Verbrauchern aus und zwang in Folge die Bekleidungshersteller und Lieferanten, sich mit dem Thema faire sichere Arbeitsbedingungen und Fragen zu Umweltschutz verstärkt zu beschäftigen. Bei dem Vortrag wurde auch deutlich, dass wir als Verbraucher in unserem Konsumverhalten nur auf den Preis und die Qualität fixiert sind. Soziale oder ökologische Werte spielen bei der Kaufentscheidung nur eine Nebenrolle Wobei die Macht über die Produktwertigkeit eigentlich in den Händen der Verbraucher liegt. Würden sie den Kauf von „fairen Produkten“ bevorzugen, würden sie sicherlich mehr Druck auf den Hersteller ausüben, der sich schnell auf das neue Kaufverhalten einstellen müsste, so Fifka. Mittlerweile geben die Deutschen pro Jahr 500 Millionen Euro für fairen Kaffee aus, gefolgt von Bananen, Blumen, Kakao und Textilien. Auf den Gesamtumsatz im Einzelhandel bezogen sind diese Werte zwar in den letzten Jahren sehr deutlich gestiegen, liegen aber damit immer noch im einstelligen Prozentbereich. Gute Beispiele zeigten die anwesenden Firmen beim Wirtschaftskreis, wie der Handel und die Erzeugung fairer Produkte sich entwickeln kann. Geschäftsführer Peter Riegelein von der Cadolzbuger Confiserie Riegelein forderte hier sehr eindringlich dazu auf, nicht abzuwarten, ob und wann man mal an Faires Kaufen und Wirtschaften denken sollte.Sondern wichtig sei das sofortige Drangehen und Machen. Die Firma Riegelein, als einer der ganz großen Schokoladenhersteller in Deutschland, bezieht mittlerweile ihren gesamten Kakaobedarf von 18.000 Tonnen aus fairem Handel. Sie unterstützt das Projekt Pro-Planteurs, das gemeinsam von der Bundesregierung und der ivorischen Regierung umgesetzt wird und 20.000 Familien Arbeit gibt. Insbesondere Frauen können dadurch am Familienunterhalt beitragen und die Lebenssituation verbessern. Die Firma RK Textil, die sich auf Druck- und Stickerei spezialisiert hat, verwendet nur Baumwolle aus fairem Handel. „Produkte zum Anfassen“ gab es von Faber-Castell, dem traditionsreichen Unternehmen aus der Stadt Stein. Die Firma gilt als langjähriger Vorreiter und Vorbild für die Themen Nachhaltigkeit und Unternehmensgrundsätze. Die Firma Saueracker zeigte,wie man Bürobedarf auch ökologisch auswählen kann. FARCAP aus Fürth beriet und zeigte als Aussteller am Wirtschaftskreis, dass Faire Mode marktfähig ist. Das Gemeinwohl-Unternehmen ist eine wichtige Adresse für Faire Mode. Soziales und ökologisches Handeln steht im Vordergrund. Der Eine-Welt-Laden der Jakobusgemeinde in Stein, Ortsteil Oberweihersbuch, blickt auf über 25 Jahre Verkauf von fairen Produkten zurück und zeigt damit stellvertretend für die anderen Initiativen in den Kommunen des Landkreises Fürth wie wichtig das Thema ist. Landrat Dießl freute sich über die engagierten Aussteller, die das Spektrum zum Thema „Fairtrade“ sehr gut präsentierten.